Geschichte der
Osteopathie
Wörtlich übersetzt heißt Osteopathie soviel wie „das Leiden des Knochens“. Aber nicht nur die Knochen – vielmehr der ganze Körper wird in der Osteopathie betrachtet. Die Osteopathie gehört somit zu den ganzheitlichen Methoden. Sie sieht den menschlichen Körper und den gesamten Menschen mit Körper, Geist und Seele als Einheit.
Osteopathie ist eine eigenständige Form der Heilkunde, die dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen von Geweben und Organen des Körpers dient. Osteopathische Heilkunde basiert auf dem Verständnis von Struktur und Funktion in drei Systemen und deren Wechselwirkungen untereinander: dem parietalen System (der Bewegungsapparat mit Knochen, Gelenken, Muskeln und Faszien), dem visceralen System (innere Organen, d.h. die Eingeweide des Körpers) und dem craniosakralen System (einem rhythmischen Ausdruck von Lebensenergie im Körper, welcher vor allem an Schädel und Kreuzbein erspürt und behandelt wird).
Die Diagnostik und Behandlung findet durch die intensiv trainierten Hände des Therapeuten statt. Ergänzend kann eine Beratung zu Lebensgewohnheiten und Ernährung sowie die Vermittlung von unterstützenden Selbstübungen erfolgen.
Die Osteopathie versteht sich als Ergänzung und Erweiterung der Schulmedizin. Nicht primär die Beseitigung von körperlichen Störfaktoren, sondern die Förderung von gehemmten Selbstheilungskräften ist das Bestreben jeder osteopathischen Interaktion.
In Naturprinzipien vertrauend, ist es der Körper selbst der eine Regulation in Richtung Gesundheit vollführt, wobei die individuelle Selbstverantwortung eines Menschen immer bestehen bleibt.
Woher kommt die Osteopathie?
Wer sich mit den Ursprüngen der Osteopathie beschäftigt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Andrew Taylor Still. Er ist der Begründer der Osteopathie und lebte 1828-1917 im „Wilden Westen“ der USA. Von seinem Vater wurde Still als Landarzt ausgebildet. Kontakt zu Shawnee Indianern und das Leben in der Wildnis prägten sein Leben ebenfalls.
Zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs arbeitete er als Chirurg und positionierte sich als Gegner der Apartheit. Ausgelöst durch familiäre Todesfälle, entwickelte er in den 1870er Jahren die Osteopathie als eine Alternative zur damaligen Medizin und gründete die erste Schule für Osteopathie 1892 in Kirksville, Missouri.
In Kirksville ist heute eine medizinische Universität entstanden, die osteopathische Ärzte (Doctor of Osteopathy) ausbildet. Still war vielseitig und ein Visionär seiner Zeit – er machte mechanische Erfindungen, legte den Grundstein der heutigen Chiropraktik, war unerschöpflich wissenschaftlich mit der funktionellen Anatomie beschäftigt, aber auch für spirituelle Strömungen offen und ein humanistisch denkender und handelnder Mensch.
Die Osteopathie hat sich in Europa zuerst in England, Belgien und Frankreich verbreitet und seit den 1990er Jahren auch in Deutschland etabliert. Derzeit wird die Zahl der weltweit praktizierenden Osteopathen auf 150.000 geschätzt.
" Ich begann den Menschen zu betrachten. Was fand ich? Vor mir befand sich eine Maschine – die größte Maschine, die man sich vorstellen konnte. "
Andrew Taylor Still